Ulrich Hampl ist Bodenexperte im Projekt Bodenfruchtbarkeitsfonds und begleitet die Partnerhöfe fachlich. Mindestens zweimal im Jahr besucht er jeden Hof und untersucht gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern die Bodenentwicklung auf den Demoflächen.
Die Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit auf den Ackerflächen der etwa dreissig Partnerhöfe wird mithilfe der Spatendiagnose regelmässig auf festgelegten Demoflächen dokumentiert. 2016 und 2017 wurden bereits zehn Höfe beprobt, ab dem offiziellen Projektbeginn 2018 sind es jeweils etwa 30 Höfe, deren Bodenentwicklung aufgezeichnet wird.
Dabei zeigt sich, dass in der Pilotphase 1 von 2018 bis 2020 die Bodenentwicklung im Mittelwert deutlich positiv ausfällt: Die Krümeltiefe (mehr als 50% Krümelgefüge vorhanden) steigerte sich seit 2016 um rund fünf Zentimeter, seit 2018 um gut drei Zentimeter.
In dieser Zeit hat sich auch das Bodengefüge insbesondere in der Unterkrume (etwa 15 bis 30 cm Bodentiefe) von unter 50% auf über 60% kontinuierlich verbessert. In der Oberkrume schwanken die Werte zwischen 60 und 70%.
Beispiele für diese positive Bodenentwicklung innerhalb von drei Jahren vor allem in der unteren Krume zeigen folgende Spatenprofil–Paare auf jeweils derselben Demofläche zweier Partnerhöfe:
Das Entwicklungsjahr 2021, gleichzeitig der Beginn der Pilotphase 2 von 2021 bis 2024, war in den meisten Regionen geprägt durch ein langes, kaltes und nasses Frühjahr bis in den Frühsommer hinein. Dies hat auf den meisten Höfen dazu geführt, dass die Unterkrumen wieder auf Gefügenoten wie zu Beginn der Pilotphase 1 zurückgefallen sind. Die Krümeltiefe von 15 cm konnte je- doch gehalten werden. Die vielen Niederschläge verhinderten einerseits durch zu feuchte Böden eine mechanische Lockerung der Böden. Oft war allein durch die anhaltenden Regenfälle eine Verdichtung in der Oberkrume zu beobachten. Vor allem auch in Kleegras–Flächen tauchte dieses Phänomen auf, wie es auf folgender Fläche interessant zu sehen ist:
Die Humusgehalte (Mittelwerte Ober- und Unterkrume), die im Jahr 2021 mit GPS–Messungen auf allen Partnerhöfen erhoben wurden, beliefen sich auf durchschnittlich 3,5%. (Minimum 2%, Maximum 8%).
Diese GPS–referenzierten Bodenuntersuchungen zu Humusgehalten wurden aufgrund der Zusammenarbeit mit der Stiftung myclimate zu Beginn der Pilotphase 2 erhoben. Sie dienen als Basiswert für Folgeuntersuchungen nach der Pilotphase 2 (Ende 2024), um den zu erwartenden Humusaufbau zu dokumentieren. Die mithilfe der Massnahmen «reduzierte Bodenbearbeitung» und «Intensivierung der Gründüngung» modellierten Einspeicherungswerte von CO2–Äquivalenten ergab eine durchschnittliche Einspeicherung von 1,4 t CO2e pro Hektar und Jahr auf den Demo–Ackerflächen der Partnerhöfe.
Meine persönlichen Eindrücke
Vor mittlerweile sechs Jahren habe ich die ersten Spatenproben auf Partnerhöfen des Projektes Bodenfruchtbarkeitsfonds genommen. Mittlerweile sind dies um die 500 Einstiche, die ich auf deren Flächen vorgenommen und mit den Bodenbewirtschaftern diskutiert habe.
Wenn ich auf den jeweiligen Hof komme, bin ich jedes Mal gespannt, wie sich der Boden auf der Demofläche wohl diesmal präsentieren wird. Ich bin dann neugierig, ob und wie die gemeinsam vereinbarten Massnahmen zur Bodenpflege umgesetzt werden konnten und wie sie sich auf die Bodenentwicklung ausgewirkt haben.
Dabei erlebe ich seit Projektbeginn sowohl bei der gemeinsamen Gefügebeurteilung am Spatenprofil als auch durch die Erzählungen der Bodenbewirtschafter ganz deutlich, dass es insgesamt «vorwärts» geht: Die Verbesserung der Bearbeitbarkeit bei der Hackfruchtpflege, die Steigerung der Wasserhaltefähigkeit bei Trockenheit sowie die höhere Wasseraufnahmefähigkeit bei hohen Niederschlägen sind nicht nur für mich erkennbar, sondern wird von den Bäuerinnen und Bauern erlebt und beschrieben.
Natürlich gibt es auch Situationen, wo es nur langsam vorwärts geht oder sich das Bodenbild sogar zwischenzeitlich verschlechtert – dies war im trockenen Jahr 2019 sowie im feuchten Jahr 2021 auf manchen Höfen zu beobachten. Verursacht war dies dann meist durch fehlende Lockerungsmöglichkeit wegen zu trockener oder zu nasser Böden oder durch schlechten Aufgang der Zwischenfruchtsaaten.
Und vereinzelt gibt es auch das Phänomen, dass erst nach ein paar Jahren gewagt wird, neue Massnahmen wie etwa andere Gründüngen auszuprobieren oder zum Beispiel die Anschaffung eines passenden Lockerungsgerätes erst durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Partnerhöfen angeregt wird.
Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass die Vernetzung der Partnerhöfe untereinander immer intensiver wird, sodass die Erfolge auf einzelnen Höfen sich inspirierend auf die Menschen auf anderen Höfen auswirken.
Die 2021 begonnenen Bodenentwicklungsgespräche, wo sich in den Regionen Gruppen von Partnerhöfen zur gegenseitigen Begutachtung ihrer Böden und zum moderierten fachlichen Austausch treffen, werden diese positive Entwicklung weiter unterstützen.